Das 48-Stunden-Projekt

Ideen entwickeln, verdichten und umsetzen im Wettlauf gegen die Uhr: Bei einem Hackathon sind Expertise und Nerven gefragt.
Sachbearbeiter, Vertriebler// 27. Mai 2019

Hackathon ist ein Kunstwort und setzt sich aus den Begriffen Hacking und Marathon zusammen. Der Name ist dabei Programm: Programmierer, Entwickler, Ingenieure, Marktexperten und Designer finden sich zu einem Thema an einem Ort zusammen, entwickeln und realisieren in gemischten Teams in einem festgesetzten Zeitrahmen Ideen zu vorgegebenen Themen. Die Ideen nehmen mit Design Thinking (→ Design Thinking: Struktur und Kreativität) Gestalt an, die Arbeitsmethoden sind agil (→ Agile Working: Methode mit Erfolg). Ein öffentliches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops rundet das Programm häufig ab.

Da ein Hackathon zumeist auf 24 oder 48 Stunden begrenzt ist, kommt es nicht selten vor, dass die TeilnehmerInnen direkt vor Ort schlafen – oder manchmal auch gar nicht. Denn die Teams stehen in Konkurrenz zueinander, jede Minute zählt. Die Ergebnisse werden einer Fachjury präsentiert, die Gewinnerteams freuen sich nicht selten über fünf- bis sechsstellige Preisgelder.

 

Hacknext München

Hacknext ist ein Hackathon-Format bei dem interdisziplinäre Teams an technischen, geschäftlichen oder gestalterischen Ideen für die Versicherungswirtschaft arbeiten.

Im März 2019 wurden in München Ideen gesucht, u.a. zu den Themen Potenzial von SmartData voll ausschöpfen, den Ruhestand neu denken und zur (R)evolution des Versicherungsagenten. Partner und Mitveranstalter war Kaiser X Labs, eine auf User Experience spezialisierte, 100 prozentige Tochter der Allianz Deutschland und Teil der Digital Factory (→ Lokaltermin in der Digitalfabrik). Denis Fischer, Leiter Marktmanagement der Allianz Lebensversicherungs-AG war Mitglied der Jury:

Was war die Motivation für Ihr Sponsoring und Ihre Teilnahme?

Fischer: Digitalisierung ist für unser Haus und für unsere Branche die Zukunft. Mit unserem Sponsoring wollten wir dies unterstreichen und gleichzeitig mit jungen, ambitionierten und digitalaffinen Menschen in den Austausch gehen und Lösungen Outside-the-Box entwickeln. Wir nutzen Veranstaltungen dieser Art gerne, um uns selbst, unsere und neue Ideen zu hinterfragen und zu challengen.

Was waren Ihre Erwartungen?

Fischer: Im Kontext unserer Challenge Ruhestand neu denken war unsere Erwartung, zu sehen, wie eben diese Zielgruppe dieses für uns essentielle Thema angeht – von der Ansprache bis hin zu der technischen Ausgestaltung.

Konnten die TeilnehmerInnen das Potenzial von Ruhestand neu denken in voller Breite ausschöpfen und unterschiedliche Lösungsansätze entwickeln?

Fischer: Ja, zum einen waren wir von der Menge an Teams, die sich unseres Themas angenommen haben, überrascht und zum anderen waren wir sehr angetan von der heterogenen Herangehensweise und der individuellen Fokussierung der einzelnen Teams. Toll fanden wir natürlich auch, dass die Teilnehmer unser neues digitales Vorsorgeangebot FOURMORE als Teil Ihrer Lösungen und Ansätze integriert haben.

 

Digital Tech Summit Nürnberg

Beim Digital Tech Summit, einem Hackathon in Nürnberg im Oktober 2018, wetteiferten 250 TeilnehmerInnen aus 20 Nationen um die besten Ideen zu den Themen Mobilität, Sport, Gesundheit und anderen mehr. Die Nürnberger Versicherung hatte dabei die Patenschaft für das Thema Sicherheit übernommen (gemeinsam mit der Robert Bosch GmbH). Martin Pluschke, Vorsitzender der Geschäftsleitung der CodeCamp:N GmbH, einer 100 prozentigen Tochter der Nürnberger Versicherung, war Teilnehmer mit einem eigenen Team.

Was war die Motivation für Ihre Teilnahme?

Pluschke: Für CodeCamp:N ist die Beteiligung an einem Hackathon aus mehreren Gründen spannend und wertvoll: Wir IT-Unternehmen sitzen im Haifischbecken der Recruiter. Der war for talents in diesem Sektor ist immens. Solche Wettbewerbe sind für uns daher auch eine Recruiting-Maßnahme. Darüber hinaus ist unsere Teilnahme eine Frage der Ehre: Als florierendes Nürnberger IT-Unternehmen müssen wir einfach dabei sein. Die Ideen der Teilnehmer sind meist überraschend gut. Wir als Inkubator für Technologien und Talente sehen dadurch gerne mal über den Tellerrand.

Was waren Ihre Erwartungen?

Pluschke: Mit großen Erwartungen an einen solchen Hackathon heranzugehen, ist immer schwierig. Natürlich freuen wir uns, wenn Leute aus dem CodeCamp:N einen Podiumsplatz erreichen. Primär zählt aber der olympische Gedanke: Dabeisein, mit Menschen sprechen, interessante neue Ansichten kennenlernen. Zu erwarten, dass nach 48 Stunden ein marktfertiges Produkt existiert, wäre vermessen – es wurden in der Vergangenheit aber schon häufig gute erste Schritte dafür getan.

 

Datenschutz und Copyright

Damit bei einem Hackathon möglichst nah an der Realität gearbeitet werden kann, stellen die beteiligten Unternehmen mitunter Ressourcen und Plattformen über eine sogenannte API (application programming interface), eine Programmierschnittstelle zur Verfügung.

Herr Pluschke, bei Ihrem Hackathon gab es eine API. Hatten die TeilnehmerInnen damit direkten Zugriff auf Ihre Daten oder wie muss ich mir das vorstellen?

Pluschke: So ähnlich. Wobei wir die Daten natürlich genau eingrenzen, die zur Verfügung stehen. Also keine personenbezogenen, keine Kundendaten. Wir haben bei CodeCamp:N seit rund eineinhalb Jahren ein SmartHome-System inklusive einer Heizungssteuerung verbaut. Die Temperatur- und Heizungsdaten unserer Büros werden seitdem in einer Datenbank gespeichert. Nach Rücksprache mit unserem Team haben wir diese Daten für die Challenge zum Thema SmartHome Security zur Nutzung freigegeben.

Eine andere Fragen an die Experten: Inwieweit können bzw. dürfen Sie die Ergebnisse eines Hackathons verwenden? Es gibt doch sicherlich entsprechende Vereinbarungen in den Teilnahmebedingungen?

Fischer: Wir sind mit dem einen oder anderen Team im Austausch und planen ein Follow-Up, in dem die Ideen tiefergelegt und einem Realitäts-Check unterworfen werden sollen. Mehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Pluschke: Wie schon gesagt, man darf nicht erwarten, dass in der zur Verfügung stehenden Zeit ein fertiges Produkt oder System entwickelt wird. Es sind vielleicht erste Schritte, die Ideen dafür existieren manchmal sogar schon vorher. Für uns ist der best case, wenn ein Team nach der Challenge weiterarbeitet und wir unterstützen können. Auf einem Hackathon entstandene Idee ins Unternehmen zu ziehen und intern voranzutreiben, macht für uns, unabhängig von Vereinbarungen, meistens keinen Sinn. Unsere Auftragsbücher sind zum Glück voll. Wir freuen uns aber immer, wenn wir die Teams auf ihrem weiteren Weg unterstützen können. Vielleicht ergibt sich daraus ja eine für beide Seiten fruchtbare Partnerschaft.

 

Sprungbrett für Entwickler

Hackathons sind für Talente und Teams eine gute Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen: Ursprünglich stammt dieses Veranstaltungsformat aus der Softwareindustrie und hat sich dort schnell als Methode etabliert. Andere Wirtschaftszweige haben den unkonventionellen Wettstreit der Entwickler mittlerweile adaptiert – die Wissenschaft mit dem Science Hack Day, der Kulturbereich mit Coding da Vinci…für die Versicherungswirtschaft sind Hackathons eine Möglichkeit, neben vielen anderen, Anregungen und vielleicht auch Prototypen für neue Produkte, Zielgruppen und Märkte zu finden.

Neugierig geworden oder sogar Lust aufs Mitmachen bekommen? Die Nürnberger Versicherung ist beim Digital Tech Summit 2019 vom 11. bis 13. Oktober wieder mit dabei; wann die nächste Hacknext stattfindet ist noch offen – mehr erfährst Du rechtzeitig auf hacknext.de.

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