Schöne, neue Arbeitswelt: Lästige, immer wiederkehrende Routineaufgaben gehören zunehmend in die Hände von robots. Viele Prozesse und Abläufe sind oder werden automatisiert. Wo Menschen mitunter unterfordert sind, verrichten Algorithmen stoisch ihren Dienst.
Aus Unternehmersicht machen sich entsprechende Investitionen sehr schnell bezahlt. Denn der Kostenfaktor menschliche Arbeitskraft spielt dabei nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Umkehrschluss stellt sich die Frage, wohin mit den Arbeitskräften bzw. anders ausgedrückt: Was sollen junge Menschen heute lernen, um eine sichere Zukunftsperspektive zu haben?
Für Andreas Boes, Leiter des Münchner Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung, ist die Antwort auf die Frage nach Zukunftssicherheit relativ klar. Auf einer Veranstaltung im Rahmen der Münchner Wissenschaftstage 2018 sagte er zugespitzt: „Nur Kreative, Programmierer und Seelsorger haben eine einigermaßen sichere Zukunftsperspektive.“
Wie hoch im Einzelfall die Wahrscheinlichkeit ist, heute schon von einem Roboter ersetzt zu werden, will der Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit berechnen. Wie zuverlässig das Instrument ist, sei dahingestellt. In jedem Fall zeigt es aber die Dringlichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: Welche Möglichkeiten und Perspektiven bieten sich jedem Einzelnen? Welche Art von Weiterbildung ist individuell zielführend.
Bei so viel Unsicherheit stellt sich auch die Frage: Was kommt auf künftige Generationen zu? Muss tatsächlich jeder programmieren können? Klaus Kreulich, Vizepräsident der Hochschule für angewandte Wissenschaft München: „Das sicher nicht. Aber jeder sollte in der Lage sein, das Grundprinzip eines Algorithmus zu verstehen.“ Kreulich, als Vizepräsident verantwortlich für die wissenschaftliche Lehre der Hochschule München, baut darauf auf, welche Soft-Skills die Generationen Y und Z mitbringen:
Daraus ergeben sich viele Anknüpfungspunkte für die Gestaltung von Ausbildung und Studium, um sich an der Realität auszurichten und um eine gute Basis für die Zukunft zu schaffen. Die Hochschule München geht aber noch einen Schritt weiter und versucht, auch diejenigen Charakteristika dieser Generationen aufzugreifen, die im Erwerbsleben zu Schwierigkeiten führen können, und die durch eine Vielzahl an Studien belegt sind:
Was aber bedeuten diese Erkenntnisse für Ausbildung und Studium in der Versicherungswirtschaft?
Katharina Höhn, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BWV Bildungsverband: „Im Rahmen unserer Studie Kompetenzlabor haben wir 2016 verschiedene Veränderungsszenarien in der Versicherungswirtschaft durchgespielt und sind dabei der Frage nachgegangen, inwieweit die bewährten Aus- und Fortbildungsberufe in der Versicherungswirtschaft die Kompetenzanforderungen an die Generation Z abdecken.
Die bestehende Berufsausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen zum Beispiel deckt bereits einen großen Teil der auch in der Zukunft bedeutsamen Kompetenzen ab. In einigen Teilbereichen hingegen müssen wir das Berufsbild anpassen und schärfen, etwa in puncto spezifische IT-Kenntnisse. Dazu finden bzw. werden Umstrukturierungen in einzelnen Ausbildungsabschnitten stattfinden. Ebenso arbeiten wir an der Integration neuer, digitaler Lehr- und Lernformate, die stärker auf Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz abzielen.
Die eingangs erwähnte Studie hat uns aber auch gezeigt, dass personale Kompetenzen, die sich im Wesentlichen aus Persönlichkeitsmerkmalen speisen, zunehmend wichtiger werden. Das bedeutet für die Unternehmen insbesondere, bei der Einstellung von Auszubildenden, dual Studierenden und Hochschulabsolventen stärker auf diese Aspekte zu achten, und weniger auf die aktuell verfügbaren Fachkompetenzen.“
Katharina Lambrecht, Leiterin Gruppe Ausbildung und berufliche Bildung bei den DEVK Versicherungen: „Auch wenn die Generationen Y und Z oft in eine Schublade gesteckt werden, stellen die aktuellen Schulabgänger, die wir derzeit für eine Ausbildung in unseren Unternehmen gewinnen müssen, durchaus andere Forderungen. Die Generation Z hat ihre Vorgänger ganz genau beobachtet und festgestellt, dass der Wunsch der Generation Y nach flexiblen Arbeitszeiten und mobilen Arbeitsorten in der Praxis schnell zu etlichen Überstunden führt.
Die Antwort der Generation Z ist die Forderung nach klaren Rahmenbedingungen und einer Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit. Für die Praxis bedeutet dies: mit dem Verlassen des Büros nach acht Stunden ist tatsächlich Feierabend, der ausschließlich Platz für Familie, Freunde und Hobbys bietet.
Sinnstiftende Arbeit ist zwar nach wie vor wichtig, aber nicht um jeden Preis. Praktikumslöhne für Masterabsolventen oder befristete Verträge sind für die Generation Z keine Option mehr. Der Wunsch nach Sicherheit wächst in einer sich stetig verändernden Welt.“