Transformiert euch! Digital. Überzeugend. Nachhaltig. Teil 2

Erfahren Sie im 2. Teil unseres Interviews mit Désirée Schubert warum Versicherer stärker auf Nachhaltigkeit setzen sollten, welche Chancen im konsequenten Zusammendenken von Digitalisierung und Nachhaltigkeit liegen und was die Corona-Krise mit Nachhaltigkeit zu tun hat.
Allgemein, Führungskräfte// 24. Juni 2021

Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen, in dem sie leben können. Dieser Anspruch trifft Einzelne ebenso wie (Versicherungs-)Unternehmen.

Warum sollten Versicherer das Nachhaltige in der Nachhaltigkeitsfindung stärker vorantreiben?

Schubert: Es tut sich was in Sachen Nachhaltigkeit – auch bei den Versicherern. Das ausgeprägte Selbstverständnis in Sachen Nachhaltigkeit hat Versicherer lange trödeln lassen und entsprechend ist die Branche etwas hinterher mit ihren innovativen Umsetzungen.

Es spricht aktuell Vieles dafür, dass Versicherer sich neben der regulatorischen Pflichterfüllung ernsthaft mit und zu Nachhaltigkeit positionieren. Immer mehr Kund:innen wollen das Thema verantwortungsvoll integriert wissen.
Es liegen also eine große Positionierungs-Chance und im Idealfall Wettbewerbsvorteile in der Nachhaltigkeit. Zumindest, wenn Versicherer über reine Hygienefaktoren hinausgehen und Nachhaltigkeit mutig für sich übersetzen.

Das Mutige der Nachhaltigkeit liegt darin, an den eigenen Grundfesten zu rütteln. Etwas, dass man als traditionsreiche Branchen nicht allzu gern tut. Denn Nachhaltigkeit hat im Kern mit Haltung und Haltgeben zu tun. Unternehmen, die ernsthaft nachhaltig sind, leben das Thema und helfen anderen bei der Orientierung. Solche Unternehmen definieren sich über den Sinn – neudeutsch „purpose“: Wer seinen Purpose kennt, kennt seinen Zweck und seine Bestimmung. Dann geht es um die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmenswerte und das Kerngeschäft.

Vorreiter-Unternehmen wie Vaude, zugegeben kein Beispiel aus der Versicherungsbranche, haben Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmensstrategie verankert. Derart aufgestellt wären dann auch Versicherer weit entfernt von Greenwashing-Vorwürfen. Das sollte ihnen das Rückgrat geben, sich stärker, präsenter und transparenter mit Nachhaltigkeit zu profilieren.

 

Was hat Digitalisierung denn eigentlich mit Nachhaltigkeit zu tun?

Schubert: Es steckt viel Potenzial darin, Nachhaltigkeit und Digitalisierung von Anfang an konsequent zusammenzudenken. Ob Digitalisierung nachhaltig gestaltet werden sollte oder Nachhaltigkeit digital – nur gemeinsam wird ein Schuh draus.

Im Großen und Ganzen liegen in der Digitalisierung klare Chancen, denn digitale Umbrüche verändern das Spielfeld gesellschaftlicher Entwicklung grundlegend. So begünstigen die Kerncharakteristika des Digitalen Zeitalters – Vernetzung, Kognition, Autonomie, Virtualität und Wissensexplosion – prinzipiell den Wandel.

Die Digitalisierung ermöglicht Entwicklungen, die gerade aus Sicht der Nachhaltigkeitstransformation von großer Bedeutung sind: Eine global vernetzte Zivilgesellschaft ebenso, wie die Entstehung eines Weltumweltbewusstseins. Themen wie Ressourceneffizienz und Emissionsreduktionen, Kreislaufwirtschaft oder auch der Schutz von Ökosystemen lassen sich mit digitaler Unterstützung wesentlich leichter und schneller erreichen. Das gilt auch für Versicherungen. Und mehr noch: In der Korrespondenz von Nachhaltigkeit und Digitalisierung liegen Effizienzgewinne, die sich wiederum in Transformationsprojekte investieren lassen.

Die Digitalisierung bietet Versicherern also ein enormes Modernisierungspotenzial – ebenso wie für unsere Gesellschaft und unseren Planeten. Sie liefert den Menschen zusätzliche Tools, mit denen sie sich selbst fundamental transformieren können. So findet vernetzt zusammen, was mit Blick auf die Nachhaltigkeit sowieso zusammengehört.

Beide Megatrends – Nachhaltigkeit & Digitalisierung – gehen nicht mehr weg. Beide umfassen verantwortungsvolle Gestaltungsaufgaben, die – von Anfang an zusammengedacht – eine tragfähige Basis bilden für notwendige Nachhaltigkeitstransformationen. Wir müssen uns den Herausforderungen stellen, und es spricht Vieles dafür, dies von Anfang an vernetzt und konsequent zu tun. Auf Versicherungsunternehmen übertragen bedeutet das als Mindestanforderung, die Strategieentwicklung, Prozesse, Maßnahmen und Kommunikation im besten Sinne beider Megatrends zu verzahnen.

Glauben Sie, dass die aktuelle Corona-Krise das Thema stärker nach vorne bringt oder eher zur Seite drängt?

Schubert: Als Nachhaltigkeitsberaterin wünsche ich mir natürlich, dass die Pandemie einen Schub zu mehr Nachhaltigkeit leistet. Konsumverzicht ist jetzt für viele Konsumenten denkbar geworden. Ich bin davon überzeugt, dass Kaufentscheidungen kritischer betrachtet werden oder Flugreisen stärker überdacht werden, als noch vor Corona. Digitale Meeting-Lösungen sind so ein Beispiel. Manch einer wird sich fragen, ob ein entferntes Vor-Ort-Meeting wirklich einen Mehrwert zu Zoom, Teams und Co. bietet.

Für viele Unternehmen ist Corona ein strategischer Schock. Diese außergewöhnliche Zeit können Unternehmen entweder nutzen, um sich neu aufzustellen – oder, um sich an Altem festzuklammern. Letzteres wäre wohl ein Worst Case Szenario, das Nachhaltigkeit ausbremsen würde. Da klammere ich mich jedoch lieber an den möglichen positiven Auswirkungen der Krise fest.

Hier geht’s zum 1. Teil des Interviews. Darin erfahren Sie was Nachhaltigkeit für Versicherer bedeutet, warum es für Versicherer nicht mehr länger ausreicht, sich auf dem Status Quo auszuruhen und warum Nachhaltigkeit für die Versicherungsbranche gerade ein „heißes“ Thema ist.

 

Zur Person: Désirée Schubert ist geschäftsführende Gesellschafterin der Fährmann Unternehmensberatung GmbH, Senior Consultant der AMC-Finanzmarkt GmbH und Autorin des Springer essentials „Nachhaltigkeitskommunikation in der Versicherungsbranche“.
Mit mehr als 20 Jahren Praxiserfahrung in Marketing und Kommunikation über das Branchennetzwerk AMC hat sie sich als Expertin für verständliche Kommunikation und als Fach- und Studienautorin an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Versicherer etabliert.

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