InsurTechs (→ Glossar) sind angetreten, die Versicherungs-/Welt ein wenig besser, schneller, übersichtlicher und einfacher zu machen. Sie verbinden das tradierte Versicherungsgeschäft (Insurance) mit den Möglichkeiten neuer Technologien (Technology).
Radikal aus Kundensicht gedacht, entstehen neue Services, Produkte und mitunter sogar lizensierte Versicherungsunternehmen. Nicht nur über Letztere haben wir hier bereits berichtet (→ Element: Partnerschaft als Zukunftsmodell oder auch → Lemonade: Gemeinnützig oder profitorientiert).
Laut einer Studie aus dem Mai vergangenen Jahres des New Players Network, einer Initiative der Versicherungsforen Leipzig, mischen rund 100 InsurTechs in Deutschland die Versicherungsbranche auf und verwandeln eine Industrie, die lange als risikoscheu und traditionsbewusst galt.
Ob als Makler oder Versicherer, die neuen digitalen Versicherungsdienstleister decken die gesamte Wertschöpfungskette ab und treiben mit neuen Technologien und Produkten Innovationen voran, beschreibt der Bundesverband Deutsche Startups e.V. die Entwicklung.
Notwendig für diese Entwicklung sind MitarbeiterInnen, die in beiden Welten zuhause sind – die einerseits über Versicherungsfachwissen verfügen und andererseits eine hohe Affinität zu digitalen Lösungen haben.
Um dieses doppelte Expertentum systematisch zu gewährleisten, werden die Ausbildungsinhalte der künftigen Kaufleute für Versicherungen und Finanzen in einem Neuordnungsverfahren den veränderten Anforderungen der Branche angepasst. Details zum Neuordnungsverfahren finden sich auf der Homepage des Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft.
CLARK, ein InsurTech und digitaler Versicherungsmakler bzw. -manager, bildet jetzt schon die neuen Experten aus: Das in Frankfurt/Main ansässige und gerade einmal fünf Jahre junge Start-up ist seit August diesen Jahres ein IHK-Ausbildungsbetrieb. Im Fokus der dreijährigen Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen (Fachrichtung Versicherung) steht neben dem versicherungsspezifischen Know how eine ausgeprägte Digitalkompetenz. “Wir wollen eine neue Generation von Versicherungsexperten ausbilden, für die eine digitale Kommunikation der Standard und nicht die Ausnahme ist”, erklärt CLARK Geschäftsführer und Co-Founder Marco Adelt. Das haben wir uns genauer angesehen:
Herr Adelt, CLARK ist ein digitaler Versicherungsmakler. Was bedeutet das für diejenigen, die mit Versicherungswissen zu Ihnen gekommen sind? Welches IT-Grundverständnis benötigen diese, um bei Ihnen eine Chance zu haben?
Marco Adelt: Wir haben uns bei der Gründung 2015 bewusst dazu entschieden, flexible Arbeitsplatz-Infrastrukturen zu schaffen: Wir arbeiten beispielsweise zu einhundert Prozent in der Cloud, nutzen VoIP-Telefonie (→ Glossar/Anm.d.Red.) und alle Mitarbeiter verfügen über einen Laptop. Mit unseren Kunden kommunizieren wir via Messenger, aber auch per E-Mail, Video-Chat und Telefon. Unsere Systeme sind für die Mitarbeiter so konzipiert, dass sie möglichst intuitiv bedienbar sind, ohne technische Hürden. Durch individuelle Einarbeitungspläne gehen wir auf die Bedürfnisse neuer Mitarbeiter ein. Bei uns kann also jeder anfangen – egal, ob er ein IT-Nerd ist oder nicht. Wir setzen lediglich eine maximale Offenheit für digitale Kommunikationswege voraus.
Nun wird nicht jeder mit digitalen Prozessen von Haus aus vertraut sein. Gibt es bei Ihnen hausinterne Trainingsmaßnahmen, mit denen fehlende IT-Skills ergänzt werden können?
Marco Adelt: Alle neuen Mitarbeiter bei CLARK durchlaufen ein mehrwöchiges Onboarding-Programm, bei dem sie die verschiedenen Unternehmensbereiche kennenlernen. Dazu gehört auch eine Schulung aller relevanten Systeme, die wir nutzen. Außerdem bieten wir kontinuierlich interne Trainings an, z.B. Programmierkurse, die von unseren IT-Entwicklern organisiert werden. Davon unabhängig beteiligen wir unsere Mitarbeiter aktiv an der Weiterentwicklung unserer Systeme: Ihr Feedback ist für uns sehr wertvoll, um unsere Prozesse und IT-Tools für den Arbeitsalltag kontinuierlich zu verbessern.
Seit August diesen Jahres ist CLARK ein IHK Ausbildungsbetrieb. Ein Start-up verbindet man nicht automatisch mit einer herkömmlichen Ausbildung und wenn, vielleicht eher mit einer im IT-Bereich. Warum bilden Sie Kaufleute für Versicherungen und Finanzen aus?
Marco Adelt: Wenn ich einen Vergleich mit der Medienlandschaft oder dem Einzelhandel ziehe, die ja bereits seit rund zwanzig Jahren im digitalen Umbruch stehen, ist die Versicherungsbranche als Ganzes hier noch ganz am Anfang. Es ist eine riesige Welle, die unsere Branche da erfasst. In wenigen Jahren wird es Normalität sein, dass Kunden ihre Versicherungen digital managen, vergleichen und optimieren, aber bei Bedarf auch eine Expertenberatung erhalten. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, eine neue Generation von Versicherungsexperten auszubilden, für die eine digitale Kundenkommunikation der Standard und nicht die Ausnahme ist. Unsere Auszubildenden werden dieses System von Grund auf kennenlernen und sich schon früh im direkten digitalen Kundenkontakt üben.
Von der Generation Z, also den heutigen Auszubildenden, heißt es, das sei die Generation always on, also diejenige, die von Haus aus mit digitaler Kompetenz ausgestattet sei. Im Fokus Ihres Ausbildungskonzeptes steht aber explizit die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Stimmt das Bild der Generation Z also gar nicht?
Marco Adelt: Ganz im Gegenteil! Dass die Generation Z im Privaten ihr Leben online lebt, ist für uns nur von Vorteil. So können unsere Auszubildenden unser Geschäftsmodell und die digitale Customer Journey (→ Glossar/Anm.d.Red.) unserer Kunden – in der sie eine zentrale Funktion einnehmen werden – bestens nachvollziehen.
Inwieweit unterscheidet sich die Ausbildung bei Ihnen von der in einem traditionellen Versicherungsunternehmen? Der gegenwärtige Lehrplan lässt ja wenig Spielraum…
Marco Adelt: Im Gegensatz zu traditionellen Unternehmen, wo auch ich meine Ausbildung gemacht habe, ist unser digital geprägtes Geschäftsmodell nicht auf den physischen Kundenkontakt ausgerichtet. Außerdem sieht die Mitarbeiterstruktur etwas anders aus. Einen großen Anteil machen bspw. IT-Entwickler, Designer und Online-Marketingexperten aus. Mitarbeiter, die vorher zum Beispiel bei Zalando gearbeitet haben, fördern ganz andere Denkweisen. Der Arbeitsalltag unserer Auszubildenden wird dementsprechend anders aussehen als bei traditionellen Unternehmen: Online-Beratung, Online-Marketing und das Zusammenspiel mit Tech-Experten werden für sie eine Selbstverständlichkeit. Sie werden schon heute lernen, was in fünf bis zehn Jahren Normalität im Berufsbild sein wird.
Für die Ausbildung der Kaufleute für Versicherungen und Finanzen wurde kürzlich ein Neuordnungsverfahren eingeleitet. Zielsetzung der Neuausrichtung ist es, die Auszubildenden künftig passgenau auf die veränderten digitalen Kompetenzanforderungen unserer Branche vorzubereiten. Was ist dazu Ihrer Meinung nach erforderlich?
Marco Adelt: Diese Initiative begrüße ich voll und ganz. Sie wird unserer Branche helfen, die nächste Generation von Mitarbeitern besser auf die gegenwärtige technologische Zeitenwende vorzubereiten. Es wird wichtig sein, die Neuausrichtung wie eine Schablone zu planen, die auf alle Ausbildungsbetriebe passt – unabhängig von ihrem individuellen Digitalisierungsgrad. Das ist eine Herausforderung. Nur so können wir aber digitale Kompetenzen in der gesamten Breite unserer Branche aufbauen.
Sie selbst sind vor rund zwanzig Jahren mit einer IHK Ausbildung ins Berufsleben gestartet. Da wird von digitaler Kompetenz vermutlich nicht einmal ansatzweise die Rede gewesen sein. Wie sind Sie zu Ihrem Know how gekommen?
Marco Adelt: In der Tat sah mein Start ins Berufsleben vor zwanzig Jahren anders aus. Meine Kundenkorrespondenz ist per Diktiergerät entstanden. Wichtige Dinge gingen vorab per Fax raus. Und zum Arbeitsalltag eines Auszubildenden gehörte selbstverständlich eine ausufernde Papierablage. Im Berufsleben hat digitale Kompetenz lange keine Rolle gespielt bzw. spielt sie bei sehr vielen Marktakteuren bis heute nicht. Mein erstes digitales Know how habe ich eher spielerisch im Privaten aufgebaut. Ob als Jugendlicher beim Schrauben am PC, als Hobby-Börsianer zu frühen Dotcom-Zeiten (→ Glossar/Anm.d.Red.) oder als früher Nutzer digitaler Medien. Schlussendlich schließt sich der Kreis mit der Gründung von CLARK im Jahr 2015. Das durch den Unternehmensaufbau entstandene Digital-Know-how hat sicherlich wenig mit den genannten spielerischen Schritten zu tun.
Nicolas, Noemi: Ihr habt gerade Eure Ausbildung bei CLARK zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen begonnen. Warum macht ihr eine Ausbildung bei einem Start-up und nicht bei einem Traditionsunternehmen? Was ist das Besondere daran für euch?
Nicolas Haarala: Ich möchte in meiner Ausbildung möglichst viel lernen, das ich in meinem Berufsalltag später auch anwenden kann. Bei CLARK bekommen wir von Anfang an einen genauen Einblick in alle Prozesse. Das Team hier und das “Startup-Feeling” bieten einen tollen Rahmen für die Ausbildung.
Noemi Granata: Mir gefällt vor allem auch der technische Hintergrund: Als App ist CLARK super einfach zu nutzen und wir können die Kunden im Laufe unserer Ausbildung immer auf dieser Basis betreuen.
Vielen Dank für das Gespräch!